Gleich beim Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland hatte ich meinen ersten Einsatz. Am Volunteer-Hub wurde uns ACE-Volunteers („Springer“) mitgeteilt, dass wir uns auf Abruf in der Fanzone aufhalten sollen. Dort im Olympiapark angekommen, waren um 16.30 Uhr viele Schotten am Start. Es vergingen nur ein paar Minuten, ehe den zwei Kollegen und mir Fragen wie „wo ist eine Toilette?“, „wo gibt es Sonnencreme?“ und „wo fährt der Shuttle-Bus zum Stadion ab?“ gestellt wurden.
Erst in der Fanzone, dann bei der U-Bahn
Nach etwa einer Stunde kam die Anweisung, dass wir zur U-Bahn-Station kommen sollen, um wenig später den eintreffenden Fans mitzuteilen, dass die Fanzone wegen Überfüllung geschlossen und auch nicht mehr geöffnet wird. Während die ersten das nicht wahrhaben wollten und vergeblich ihr Glück versuchten, schenkten mir dann immer mehr Fans meiner Aussage Glauben, zumal ich ihnen die entsprechende WhatsApp zeigte. Ich empfahl ihnen, sich eine Bar in Schwabing zu suchen, indem sie nur vier Stationen zur „Münchner Freiheit“ fahren. Die Fanzone war bereits zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn geschlossen, was sicherlich am guten Wetter und den vielen Schotten lag.
Um 22.30 Uhr ist vorzeitig Schichtende
Irgendwann trudelten dann weniger Fans ein, deshalb machten wir gegen 19.45 Uhr Pause. Es gab Bratwurst, Sauerkraut und Schupfnudeln. Als uns mitgeteilt wurde, dass wir nun in der Fanzone das Spiel schauen können, hatte verständlicherweise niemand etwas dagegen. Die Schotten sind echt ein feierfreudiges und friedliches Volk. Gegen 22.30 Uhr kam die WhatsApp, dass die Schicht, die eigentlich bis Mitternacht gegangen wäre, beendet ist, weswegen ich nach dem 4:0 durch Niklas Füllkrug gegangen bin.
Abendschichten nicht mehr bis Mitternacht
Der zweite Einsatz war dann am Montag, 17. Juni, als Rumänien gegen die Ukraine nachmittags in München spielte. Nach einem Aufenthalt in der Fanzone wurden wir (drei Frauen und ich) hinter das Olympiastadion gelotst, um dort den ankommenden Fans aus den Shuttle-Bussen von der Allianz Arena (offiziell während der EM: München Arena) auf dem Weg zur Fanzone für Fragen zur Verfügung zu stehen. Meistens wurden wir nach dem Weg zur U-Bahn gefragt. Nach der Pause war ich dann am Info-Point in der Fanzone. Mehrere haben nach einer Möglichkeit zum Handyladen gefragt (gibt keine), ein Österreicher konnte keine Zigaretten beim Automat kaufen. Aufgrund des herannahenden Gewitters habe ich die Schicht etwas früher beendet. Apropos Schichten: diese wurden zwischenzeitlich angepasst, sodass es bis maximal 22 Uhr geht. Stets bis Mitternacht wäre ehrlich gesagt auch etwas lang gewesen. Beim Umstieg am Marienplatz ging ich dann proaktiv auf vor allem rumänische Fans zu und gab ihnen Hilfestellung, damit sie in die richtige S-Bahn steigen.
Mich den Fans als Fotograf angeboten
Weiter ging es mit der Tagschicht am Donnerstag, als um 15 Uhr in München wieder ein Spiel (Serbien gegen Slowenien) war. Diese ging von 8.30 bis 15.30 Uhr. Naja, was soll ich sagen? Zu viert ging es an den Odeonsplatz, wo um 9 Uhr absolut nichts los war. Deswegen lief ich zum Marienplatz rüber (wo ich mir einen Sonnenbrand auf der Stirn geholt habe). Dort hatten sich viele Fans beider Lager versammelt. Die Zahl der Anfragen hielt sich auch dort in Grenzen. Ich fragte Fans, ob ich von ihnen ein Foto machen soll. Das Angebot wurde in der Regel genutzt. Um 12 Uhr ging es zurück zum Volunteer-Hub im Eishockey-Stadion, zum Mittagessen (die Volunteers am Marienplatz bekommen einen Verzehrgutschein in Höhe von 15 Euro) gab es Chili con Carne mit Kartoffeln sowie Salat.
Mit Kuchen Elisabeth motiviert
Nach der Pause hieß es, ich soll zum Info-Point in der Fanzone, die täglich um 13 Uhr öffnet. Die Besucher trudelten nur spärlich ein und wir waren zu viert/fünft am Info-Point. Witzig: einer fragte, ob er in der Fanzone kiffen darf (was ich ihm nicht verboten habe). Zudem sollten wir die Leute animieren, bei einer Umfrage mitzumachen. Zu gewinnen gibt es ein einziges pinkes Trikot der Nationalmannschaft. Es wurde zwar der QR-Code gescannt, aber ob dann wirklich die Umfrage (Fragen zur Anreise und Übernachtung, aber auch – warum ist das bitte wichtig? – das Nettoeinkommen sollte angegeben werden) vollständig ausgefüllt wurde, ließ sich nicht überprüfen. Als Elisabeth, 76 (!) Jahre aus Illertissen, am Info-Point war, sagte ich zu ihr: Wenn du drei Leute findest, die die Umfrage abschließen, backe ich für dich einen Kuchen. Voller Motivation war sie fortan unterwegs, weshalb ich ihr für Donnerstag, 11. Juli, das Backwerk versprach (sie ist nur donnerstags im Einsatz, ich hingegen die nächsten drei Donnerstage nicht). Morgens in der S-Bahn kam ich übrigens mit Klaus ins Gespräch, der zwei Straßen weiter von mir wohnt. Er ist in der Arena eingeteilt und hilft den Fans, ihren Platz zu finden.
Zwischenfazit fällt zwiespältig aus
Zwischenfazit: Ehrlich gesagt zwiegespalten, denn es sind meiner Meinung zu viele Volunteers im Einsatz. Den gestrigen Donnerstag empfand ich als überflüssig, da hätte man auch ein paar Springer nach Hause schicken können. Die Stimmung unter den Volunteers ist gut und – siehe Elisabeth – man kann auch Spaß miteinander haben. Man grüßt sich wie die Busfahrer. Die Fans sind für die Infos dankbar, machen gerne Fotos mit einem. An der Verpflegung gibt es nichts auszusetzen. Die Fanzone ist bisher gut besucht, trotz happigen Preisen (6,50 Euro für ein 0,5 l Bier und 11 Euro für einen Hamburger). Nächste Einsätze nun heute (Freitag) und am Sonntag (wenn Deutschland gegen die Schweiz spielt) jeweils abends.
(P.S.: Sollte noch etwas Erwähnenswertes passieren, ergänze ich diesen Artikel, aus dem Zwischen- mache ich noch ein Endfazit.)